Demeterhof

Hofliebe – die neue Hofkolumne: Das Sonntagsgefühl

Schon öfter habe ich euch einen kleinen Einblick in den Alltag meiner Schwester gegeben. Wie zum Beispiel in dem Bericht hier über Obst und Gemüse im Winter oder meinen Ausflug auf´s Land. Melanie, meine große Schwester, lebt und arbeitet auf einem Demeterhof ganz in meiner Nähe. Gemeinsam mit ihrem Partner Lutz und dem Gärtnerpaar Hannes und Carina bewirtschaften sie den Gemüsehof mit viel Hingabe und Herzblut. Ich liebe es, dort zu sein und in der Gärtnerei mit anzupacken oder aber im Sommerhäuschen ein stärkendes Mittagessen für alle zu kochen.

Nun kam uns die Idee, euch am Hofleben noch mehr teilhaben zu lassen. Wir möchten, dass ihr einen Einblick in die Demeter-Gärtnerei und damit in die Produktion von hochwertigen Biolebensmitteln erhaltet. Diese werden für den wöchentlichen Markt und die angeschlossene Abokiste, die Charlotte betreut, angebaut. Ab nun wird Melanie hier mindestens einmal im Monat von ihrem Leben auf dem Demeterhof berichten.

Demeterhof

Arbeit, die glücklich macht

Ihr Lieben, ich freue mich, dass ich euch von nun an Einblicke geben darf in unser Leben auf Louisgarde, an diesem schönen Ort. Diese direkte Arbeit mit den Händen und in der Erde erfüllt mich und natürlich bringt auch unser Alltag Herausforderungen mit sich, die ich euch ebenfalls nicht vorenthalten will… Vor vier Jahren habe ich beschlossen, meinen Büro-Job in der Marktforschung hinter mir zu lassen, denn richtig glücklich war ich im Berufsleben nie. Es sollte in die ökologische Richtung gehen, ich wollte meine Zeit sinnvoll füllen, denn egal ob Freizeit oder Arbeitszeit – das alles ist ja wertvolle Lebenszeit. Viele haben diesen Schritt als mutig empfunden, aber Mut hat es nicht mehr gebraucht, für mich gab es ganz klar keine andere Option. So habe ich schließlich meine Liebe zu diesem Hof gefunden und zu Lutz, dem Gärtner. Dass hier nach biodynamischen Richtlinien angebaut wird, hat sich für mich als zusätzliches Glück herausgestellt, denn die Philosophie, die dahinter und drumherum ist, spricht mein Innerstes an und macht alles zu einer runden Sache; wir wollen immer daran denken, dass die Natur ein großes Ganzes ist, das doch so wunderbar funktioniert, wir wollen mit ihr arbeiten und im Blick behalten, dass sogenannte Schädlinge und Unkräuter, die wir gern Beikräuter nennen, ebenso ihren Platz im Ökosystem haben und für ein gesundes Gleichgewicht gebraucht werden. Ich lerne hier täglich, mache sozusagen eine Ausbildung in Eigenregie und in ein paar Jahren hoffentlich die Prüfung zur Gärtnerin im Gemüsebau.

Heute will ich euch teilhaben lassen an etwas, was wir nicht allzu oft erleben, nämlich…

Das Sonntagsgefühl

Letztens war es wieder mal da, dieses Gefühl von „alles kann, nichts muss“.  Es überkommt uns an Sonntagen, an denen wir wirklich frei haben, und dann… arbeiten wir was 🙂  Ja wirklich! Denn es fühlt sich dann so anders an. Unsere Arbeit erfüllt uns (fast) immer und macht uns Freude, natürlich ist jeder von uns hin und wieder gestresst und freie Tage gibt es nicht viele. Mit dem Wochenenddienst wechseln wir uns ab: Einmal Hannes & Carina, einmal Lutz & ich; denn auch am Wochenende muss gegossen werden, müssen die Gewächshäuser gelüftet und je nach Witterung bei Zeiten wieder geschlossen werden. Es soll da drin nicht zu heiß und nicht zu feucht werden, vor allem die Tomaten mögen letzteres gar nicht gern, und es sollte nicht zu sehr abkühlen am Abend. Das Gemüse, das am Montag in die Abokisten kommt, ernten wir am Sonntag ganz früh, bevor es zu warm wird, damit vor allem die Salate knackig bleiben. Frisch gewaschen kommen sie dann in die Kühlung und stehen bereit, wenn Charlotte am Montag ganz früh um 06:30 Uhr anfängt zu packen.

rote-beete

Aber zurück zu besagtem Gefühl. Es überkommt uns also, wenn wir keinerlei Termine, Verpflichtungen oder Zeitdruck haben, an diesen freien Sonntagen, und dann werkeln wir los und ziehen dabei die Arbeiten vor, die uns am meisten Spaß machen. Letzten Sonntag waren es die ca. 270 Tomaten, die ausgegeizt wurden. Das muss jetzt wöchentlich mindestens einmal erledigt werden. Sie entwickeln sich toll und tragen schon die ersten kleinen, grünen Früchte. Wir rütteln jetzt auch täglich immer morgens an den Schnüren, an denen sie hochgeleitet werden, das lässt die Feuchtigkeit der Nacht von ihnen abfallen und fördert die Befruchtung, wenn der Blütenstaub aufgewirbelt wird. Der Kaffee macht besagtes Gefühl komplett und kommt mit ins Folienhaus, die Katze auch ganz gern.

Demeterhof

Wenn es uns zu warm wird, machen wir einen Rundgang und schreiben auf, was in der kommenden Woche alles ansteht und was demnächst vom Feld in die Kisten kommt. Bald wird die frühe Rote Bete soweit sein, die Vitaminbombe wird mit ihren ebenso bombigen Blättern geerntet, die keinesfalls auf den Kompost wandern müssen, sondern im Rohkost-Salat oder in der Pfanne landen. Im kleinen Stück über den Folienhäusern werden wir nun doch noch eine Gründüngung einsäen, damit wir die munter wachsenden Disteln ein bisschen in ihre Schranken weisen. Die Gründüngung ist dann Teil der Fruchtfolge und wandert alle 3 Jahre ein Stückchen weiter. Der Boden kann sich erholen, wird gut durchwurzelt und locker, hübsch blühende Leguminosen arbeiten mit den Knöllchenbakterien zusammen und reichern Stickstoff in der Erde an, der wertvolle Nahrung für das später wachsende Gemüse sein wird. Und über der Erde machen die Blüten den Insekten Freude, die wir dringend für die Befruchtung des Gemüses und der Apfelbäume brauchen…

Ich verabschiede mich, bis zum nächsten Mal, und wünsche euch eine erfüllende Woche; lasst uns ein bisschen Sonntagsgefühl herüberretten in all die anderen Tage 🙂

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Kategorien Fräuleins Welt Hofliebe

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Das Garten Fräulein, Silvia Appel, lebt ihre Leidenschaft für Natur, Garten und Balkon seit über fünf Jahren auf ihrem gleichnamigen Blog. Die Kindheit auf dem Land und das Aufwachsen im elterlichen Nutzgarten hat Silvia stark geprägt. Mittlerweile bloggt sie hauptberuflich, hat mehrere Bücher veröffentlicht und betreibt einen Onlineshop.

12 Kommentare zu “Hofliebe – die neue Hofkolumne: Das Sonntagsgefühl

  1. Oliver Borres sagt:

    Liebe Melanie, toll was ihr da leistet. Es gibt ja für Demeterhöfe sehr hohe Auflagen. Also unter anderem euch verdanke ich meine gesunde Ernährung 🙂 Eure Arbeit wird in etwa so sein wie bei uns im Prinzessinnengarten, wir haben im Moment um die 150 Tomaenpflänzchen zu versoregen, rote, gelbe und weiße Beete habe ich erst am Samstag gesät (wir sind vor lauter Arbeit bisher nicht dazu gekommen) . Ich bin schon gespannt wie es weitergeht. LG aus Berlin)

  2. Melanie sagt:

    Hallo Oliver, ja, Demeter hat mit die höchsten Auflagen, das stimmt. Aber für einen überzeugten Biodynamiker sind die Auflagen kein Problem, ganz im Gegenteil, wir wollen über die Auflagen hinauswachsen 😉 Und in manchen Dingen würden wir uns sogar stärkere Auflagen wünschen bzw. einen anderen Blickwinkel bei den Kontrollen, denn ich habe durchaus schon Höfe gesehen, die zwar richtlinienkonform arbeiten, auf denen aber leider nicht der Geist lebt, den ich mir für einen Demeterhof wünsche.
    Für die Roten (und gelben, weißen, geringelten) Beten ist es noch nicht zu spät, auch wir machen mehrere Sätze und Hannes wird erst demnächst die Beten säen, die im Herbst geerntet und dann gelagert werden. Ein schönes Gartenjahr wünsch ich dir 🙂 Liebe Grüße aus Louisgarde

  3. ingegerd sagt:

    Superinteressant über das Demetergärtnern was zu erfahren. Ich freue mich bereits auf den nächsten Beitrag.
    Liebe Grüße von ingegerd von
    https://ingegerd.de/

  4. Ich finde es toll das du,liebeMelanie auch mal auf diesem Blog erscheinst.Verdient hast du es allemal,denn dein Einsatz für die Umwelt ist bemerkenswert! Stichwort: Glyphosat-Herrvorragendes Ergebnis,bei mir flattern nur noch Fliegen und Mücken herum! Die Landwirtschaft hat es endlich geschafft!!! Jawohl,ein hoch auf Glyphosat!!!

  5. Klasse, wir freuen uns sehr, dass die Kolumne so gut ankommt!

  6. pedi sagt:

    toller Blog, gratuliere!

  7. Lieben Dank, das freut mich, dass dir meine Seite gefällt!

  8. Hey Jochen, es freut uns sehr, dass die Kolumne so gut ankommt!

  9. Sibylle sagt:

    Liebe Melanie, liebe Silvia ! Da sehe ich unseren Bio-Stand am Donnerstag auf dem Markt aber gleich mit ganz anderen Augen. Es lohnt sich wirklich, ein paar cent mehr auszugeben, denn diese mit Liebe gezogenen Früchte müssen einfach ganz anders schmecken, als die konventionell hochgeputschten.
    Hier im Allgäu gibt es auch viele Gemüsehöfe, die so arbeiten und ich muß mich mal erkundigen, wo ich in einem Hofladen einkaufen kann.
    Ich freue mich sehr auf den nächsten Bericht. mit ganz lieben Grüßen eure Sibylle

  10. Melanie sagt:

    Liebe Sibylle! Das freut mich ganz besonders, wenn wir die Menschen ein bisschen sensibilisieren und vor allem begeistern können, denn diese Arbeit mit der Natur erfüllt uns, dieses Gefühl wollen wir weitergeben und wir sind froh, wenn es ankommt in den Herzen. Und das gute Gemüse auf den Tellern 🙂

  11. Richard sagt:

    Hallo Ihr Zwei 🙂
    Ich bin auch vor kurzem auf diesen Blog getroffen…dank dem BR und Querbeet. Ich finde es immer wieder schön junge, gleichgesinnte Menschen zu treffen, die die Freunde an der Natur und Garten teilen.
    Ich finde es auch mutig, aus dem Job auszutreten und sich ganz dem Garten, dem Gemüseanbau zu widmen. Aber ich gratuliere auch dazu. Mir selber macht das auch (fast) immer großen Spaß. Ja manchmal ist es auch viel, aber wenn ich dann sehe wie alles blüht, die Erträge sich jeden Tag einstellen (dieses Jahr z.B. bis jetzt 70kg Freilandtomaten von 9 Stauden), meine Eltern die sich an dem Gemüse und Obst erfreuen….einfach schön und lecker. Nichts geht über Ökologisch angebautes und vor allem heimisches Obst und Gemüse. Und dies mit und nicht gegen die Natur. Also nicht nur Gemüse und Obst, sondern auch viele Blüten, von Tulpen, über Blaukissen, Flieder, Sonnenblumen, Kornblumen, Rosen, Bartnelken, Löwenmaul und wie sie alle heißen.
    Leider sehen das viele nicht, sondern alles muss billig sein, egal woher es auch kommt. Ich denke, wenn es mehr Menschen so wie Euch gäbe, dann würde es auch der Natur und auch den Menschen selber besser gehen 🙂

  12. Hallo Richard,

    vielen Dank für deine lieben Worte! Das freut uns natürlich sehr und vor allem ist es toll, dass auch du die Leidenschaft zu Garten und Natur teilst! 70 kg Fleischtomaten ist ja echt eine Hausnummer – WOW

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