Wie jeden letzten Sonntag im Monat grüße ich euch aus Louisgarde. Ich lebe hier ganz in der Nähe von meiner Schwester, dem Garten Fräulein und baue zusammen mit Lutz, dem Gärtner, leckeres Gemüse und Obst an.
In den Startlöchern
Wir können es kaum glauben, dass wir schon in einem Monat die ersten Salate in die Gewächshäuser pflanzen werden. Uns juckt es in den Fingern, wir sehnen wärmende Sonnenstrahlen herbei und gleichzeitig hat uns die letzte Zeit der Winter im Griff. In unserer Gemüsekühlung läuft der Frostwächter, im Lagerraum bei den Kartoffeln und beim Apfelsaft überprüfen wir regelmäßig die Temperatur. Auch der Laderaum des Gemüsebuses wird kurz vorgeheizt, bevor er morgens mit den Abo-Gemüsekisten beladen wird, denn so manches Gemüse würde sonst einen Frostschaden bekommen.
Biodynamischer Heimvorteil
Die Wasserleitung im ehemaligen Hühnerstall habe ich vergangene Woche mit dem Bunsenbrenner aufgetaut, um den Zebus Wasser geben zu können. Die drei dürfen zur Zeit am Waldrand an der großen Hecke laufen. Allzu viel gibt es ja auf der Weide jetzt nicht zu holen für sie und sie freuen sich über die Zweige, die sie zusätzlich zum Heu knabbern können. So haben sie Beschäftigung und bekommen wertvolle Mineralstoffe. Für Tiere wie unsere Zebu-Rinder ist es nur von Vorteil, wenn sie selbst entscheiden können, was sie fressen. Im Sommer ist eine vielseitige Weide mit Wildblumen und Kräutern perfekt. Denn sie spüren instinktiv, welche Pflanzen und Inhaltsstoffe ihrem Wohlbefinden gerade zuträglich sind. Übrigens gibt es auch in der Landwirtschaft sozusagen einen Heimvorteil. Besonders günstig auf das Bodenleben wirkt sich tierischer Dünger aus, wenn er von den hofeigenen Tieren stammt, deren Futter auf den gleichen Flächen wächst. Das spricht sehr für den geschlossenen Hofkreislauf, der ja vor allem in der biodynamischen Wirtschaftsweise angestrebt wird.
Winterarbeiten
Wenn ihr Obstbäume und Beerensträucher im Garten habt, könnt ihr sie jetzt im Winter schneiden. Wir haben unseren Beeren außerdem Kompost gegeben und sie anschließend mit einer dicken Laubschicht gemulcht. Letzteres hindert das Gras am Wachsen, hält die Feuchtigkeit in der Erde und es entsteht beim Verrotten ein toller lockerer, waldähnlicher Boden.
Hat jemand von euch Bienen? Dann kennt ihr das bestimmt, was ich die Tage entdeckt habe: Ich habe mein Ohr ganz fest an den Bienenstock gedrückt und habe ein leises Surren gehört. Das ist das Vibrieren der Bienen, die sich so warm halten.
Im Holunderstrauch beim Zebu-Stall hängen übrigens noch immer die Ostereier vom letzten Jahr. Die lassen wir nun gleich hängen und vorfreuen uns bei ihrem Anblick. Denn so sehr ich den Winter und ein bisschen Ruhe herbeigesehnt hatte, so sehr freue ich mich nun auf den Frühling. Ich habe keine Lust mehr auf die dicken Klamotten und ohne den oft wirklich straffen Tagesablauf fehlt mir manchmal richtig was.
In dem Bewusstsein, dass die Tage wieder voll sein werden, genieße ich noch ein bisschen winterlichen Leerlauf ab und an. Bis zum nächsten Mal. Habt eine gute Zeit und packt euch warm ein.
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