hof louisgarde

Ein neuer Baum zieht ein…

Hallo ihr Lieben! Hier ist wieder Garten Fräuleins Schwester. Einmal im Monat berichte ich hier von meinem Leben und meiner Arbeit in einer Demeter-Gärtnerei bei Würzburg. Danke, liebe Schwester, für diese Möglichkeit; und danke euch Lesern für euer Interesse, ich freue mich, für euch schreiben zu dürfen 🙂

Es ist ein Renecloden-Baum mitten in unserem Gartenstück, der am Anfang unseres Wegs Richtung Permakultur steht; oder sind wir schon auf dem Weg und die Reneclode ist einfach ein weiterer kleiner Schritt? Permakultur kann so viel sein, es gibt so viele Instrumente, die die Permakultur einsetzen kann – Keyline-Design, Keyhole-Beete, Waldgarten, Agroforst, Mischkultur, Mulchen, all das wendet diese Anbauweise an und teilweise auch wir bereits. Die Essenz dieser Art anzubauen ist, sich an natürlichen Ökosystemen zu orientieren, um so ein kleines Ökosystem im Garten zu schaffen, in das der Gärtner so wenig wie möglich eingreifen muss, das ressourcenschonend ist und sich weitgehend selbst erhält; meine liebe Schwester und ihre Kollegen haben da ja auf der Landesgartenschau so einiges ganz toll umgesetzt.

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Und wenn wir uns mit dem Landwirtschaftlichen Kurs von Rudolf Steiner beschäftigen, sehen wir, dass er im Grunde ein Permakulturist war: Er betont (sinngemäß) die Wichtigkeit von strukturreicher Landschaft, die immens wichtige Rolle des Waldes und der Waldrandgebiete als Lebensraum für verschiedenste Tier- und Pflanzenarten, die vielleicht nicht auf den allerersten Blick wichtig sind für unsere Kulturpflanzen und das Gemüse, das wir anbauen, die aber zu einem funktionierenden Ökosystem gehören und so auch uns zugutekommen – Insekten, die unser Gemüse bestäuben, Vögel, die sogenannte Schädlinge (wir mögen diesen Ausdruck nicht, denn auch sie gehören zu diesem System dazu) als Leibspeise haben und so zum Beispiel unsere Apfelbäume ein wenig entlasten, wenn zu viele Frostspanner oder Gespinstmotten da sind. Auch Auenlandschaften und Feuchtgebiete gehören dazu; Rudolf, unser Freund 😉 sagt hierzu, dass man doch gut daran tut, Pilzen einen Lebensraum zu bieten, so ist die Chance viel höher, dass unser Gemüse verschont bleibt. Wir sind überzeugt davon, dass wir noch viel mehr tun könnten, damit wir alle von und in dieser Natur leben können, ohne dass der eine den anderen bekämpfen muss… Doch zurück zu unserem neuen Baum: Er soll eingebunden werden in neue bzw. zusätzliche Beerenreihen, die unserem Gartenstück noch mehr Struktur geben. Der Baum spendet Schatten – Beeren mögen die Nähe von Bäumen – und holt mit seinen Wurzeln Grundwasser nach oben. Manche Betriebe designen sich in einer großen Aktion zum Permakultur-Betrieb um, wir wissen nicht, wie so etwas zu leisten ist, denn es muss ja auch der Alltag am Laufen gehalten werden, die Vermarktung, die Pflege des Vorhandenen muss weitergehen… so versuchen wir nun einfach, Stück für Stück im Kleinen, unserem Ziel näher zu kommen, unsere Arbeit zusammen mit der Natur zu tun und ihr so viel Raum wie möglich zu bieten in unserem kultivierten Garten.

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Besagte Pilze, nämlich der Falsche Mehltau, hat dieses Jahr das Laub unserer Zwiebeln befallen. In solchen Fällen befragen auch wir erfahrenen Gärtner gern mal den Ökologischen Beratungsdienst, denn ein großer Teil der Ernte kann davon abhängen, wie wir jetzt handeln… bewässern ja, hieß es, aber nur an windigen, sonnigen Vormittagen, damit das Laub schnell wieder trocknet. Und die Zwiebeln nicht vorschnell vom Feld holen, sondern komplett ausreifen lassen, nur so ist gewährleistet, dass sie im Lager trotz der Schwächung durch den Mehltau-Befall gut halten. Sie haben noch einmal Hornkiesel bekommen zur Unterstützung der Abreife und der Lagerfähigkeit und für die Aromabildung. Wir haben sie jetzt gerodet, zum Trocknen liegen sie noch eine Woche auf dem Feld, dann werden sie eingesammelt und nach und nach geputzt und eingelagert.

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Wir holen die Zwiebeln meist zusammen mit den Kindern des Zeltlagers der Christengemeinschaft vom Feld, das jetzt wieder bei und sind. Auf diese Zeit freuen wir uns immer, die Kinder schlagen in kleinen Gruppen ihre Zelte auf, jede Zeltgruppe hat ein kleines Lagerfeuer in der Mitte – dieses Jahr warten sie damit bis nach dem Regen, der hoffentlich noch kommt, wegen der Brandgefahr aufgrund der Trockenheit … es ist eine sehr belebte, aber trotzdem so freundlich-friedliche Atmosphäre, die wir sehr genießen.

Ein bisschen ruhiger wird es jetzt langsam bei uns, bevor dann ab Anfang September die Herbsternte beginnt – Äpfel, Kohl, Kürbisse, Knollensellerie und Rote Bete werden dann vom Feld geholt, teilweise gleich in die Abokisten gepackt und auf dem Markt verkauft und zum Teil eingelagert. Wir werden sehen, was der Sommer noch bringt – zum Glück sind unsere Quellen noch nicht ganz versiegt und wir können unsere Felder noch immer bewässern, spät abends ein paar Stunden, damit die Feuchtigkeit gut in den Boden geht und die Wurzeln dem Wasser hinterherwachsen und nicht an der Oberfläche bleiben, die ja schnell wieder abtrocknet. Das muss dann eine Woche halten, bis die Bewässerung einmal durchgewandert ist. Der Erdfloh mag diese Witterung besonders gern und hat sich mit seiner gesamten großen Erdflohfamilie über die frisch gepflanzten Grünkohl-Pflänzchen hergemacht, wir werden sehen, ob wir durch das Kulturschutznetz noch etwas retten konnten.

Eine sehr freudige Angelegenheit ist zur Zeit unsere Gründüngung mit der vielen Phacelia, die Unmengen von verschiedenen Hummeln, kleinen Faltern, Bienen und anderen Insekten Nahrung bietet. Unser Imker hat uns erzählt, dass er an den lilafarbenen Pollen immer erkennt, dass Phacelia in der Nähe wächst. Übrigens muss er seine Bienen schon bald wieder füttern, weil nur noch so wenig Blühendes da ist – dieses Jahr ist alles ein paar Wochen früher dran und aufgrund der Hitze schneller abgeblüht als gewöhnlich. Mancherorts ist das Getreide ganz klein geblieben und hat keine richtigen Körner ausgebildet, musste jetzt aber trotzdem gedroschen werden, weil der Stress durch die Hitze und Trockenheit eine sogenannte Notreife ausgelöst hat; manche Pflanzen machen das, wenn sie Stress ausgesetzt sind, sie wollen dann irgendwie ihr Fortbestehen sichern, obwohl sie eigentlich noch wachsen müssten.

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So sind wir eingebunden in den Lauf der Natur und der Jahreszeiten. Das verbindet uns sehr mit allem und zeigt uns gleichzeitig, wie die Zeit vergeht – manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich mir Gedanken darüber mache, was wir unseren Marktkunden dieses Jahr zu Weihnachten schenken könnten und oft im Kopf haben wir, was wir im nächsten Anbaujahr anders und besser machen sollten: Die Stangenbohnen sollten doch besser im Paprikahaus statt bei den Tomaten gepflanzt werden, denn Paprika mögen es zwar gut warm, reagieren aber empfindlich auf zu viel direkte Sonneneinstrahlung – die Bohnen könnten sie beschatten. Außerdem müssen wir darauf achten, nicht zu viel Holzhäcksel auf die Wege zu geben, unsere Tomaten mickern leider, denn die Mikroorganismen wollen das Holz zersetzen, brauchen dafür aber Stickstoff, wovon das Holz zu wenig hat (bei Laub oder Luzerne/Gras ist das sogenannte C/N-Verhältnis günstiger) und so entziehen die kleinen Helfer den Tomaten den Stickstoff, den diese ebenfalls dringend bräuchten. Manche Dinge schätzen eben auch wir falsch ein, doch bei allem Denken und Planen sollten wir doch darauf achten, all die schönen Momente zu genießen und uns am Wachstum zu freuen, am Wachstum der Pflanzen und an unserem eigenen 🙂

Kategorien Allgemein Fräuleins Welt Hofliebe

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Melanie ist die große Schwester des Garten Fräuleins. Beide hat die Kindheit auf dem Land sehr geprägt. Mittlerweile lebt und arbeitet Melanie auf dem Demeterhof Louisgarde in Baden Württemberg. Ihren früheren Bürojob hat sie vor langer Zeit an den Nagel gehängt und damit ein neues naturverbundenes Leben begonnen.

2 Kommentare zu “Ein neuer Baum zieht ein…

  1. Liebe Melanie, ein tollen Beitrag hast du da verfasst, Ich habe ihn regelrecht verschlungen. Mir der Zeit kommt die Erfahrung, und es ist immer gut, jemanden nach Rat fragen zu können. Die Bilder gefallen mir auch sehr gut. Ja mit der Nachhaltigkeit ist es so eine Sache. So schön unser Gemeinschaftsgarten auch ist, so müssen wir doch unmengen an Wasser zuführen, da uns sonst alles eingeht. Da wir wegen dem schwerbelasteten Boden nur in Hochbeeten anbauen können, kommen wir wegen der schnelleren Verdunstung mit dem wässern gar nicht mehr hinterher. Auf unserem neuen Gelände haben wir Bodenproben entnommen, ich hoffe das wir dort auch den Boden als Anbaufläche nutzen können, wir warten noch auf das Ergebnis. Ich werde in Zukunft vermehrt auf meinem Youtubekanal davon berichten, denn leider wird nächstes Jahr die letzte Saison meines geliebten Prinzessinnengartens sein. Aber dafür ist das neue Gelände 70ha groß, da können wir uns dann austoben. ich denke mal, das es wieder ein einmaliger Stadtgarten wird. So, bis nächstes Mal. LG Oliver

  2. Sylke sagt:

    Wirklich interessanter Beitrag. Danke ?
    LG Sylke

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