Hofliebe

Hofliebe – die neue Hofkolumne: Der Duft von Heu und Holunder

Heute übergebe ich die „Feder“ wieder an Melanie, die auf einem Demeterhof lebt und arbeitet. Mit der monatlichen Hofkolumne, die seit Mai erscheint (immer am letzten Sonntag im Monat) möchten wir dir einen Einblick in die Demeter-Gärtnerei und damit in die Produktion von hochwertigen Biolebensmitteln geben.

Der Duft von Heu und Holunder: beides kenne ich seit meiner Kindheit – den Duft von Heu mochte ich schon immer, als Kind habe ich bei meiner Oma auf dem kleinen Bauernhof beim Heumachen geholfen. Dem etwas eigentümlichen, nach meinem Empfinden leicht beißend-penetranten Duft von Holunder stehe ich bis heute ambivalent gegenüber. Diese Gerüche lagen vor einiger Zeit in der Luft auf Louisgarde. Wenn ich an richtig heißen Tagen an den Folienhäusern vorbeigehe, schlägt mir die erhitzte Luft entgegen mit dem Geruch nach warmem Laub und Holzhäcksel, mit dem wir Beete und Wege gemulcht haben. Beides unterdrückt das Beikraut; das Laub auf den Beeten hält Wärme und Feuchtigkeit in der Erde und durch die Verrottung entsteht ein toller lockerer, nährstoffreicher Boden.

Hofliebe-Demeter

Einige Wiesenstücke haben wir runtergemäht, um Heu für die Zebus zu machen, damit sie auch im Winter den Sommer schmecken können. Auch die Gründüngung mit Luzerne und Kleegras wird ab und an gemäht, das regt neues Wachstum und Durchwurzelung an. Die Zebus duften übrigens auch. Sie riechen völlig anders als „normale“ Kühe. Bei letzteren rieche zumindest ich immer eine Mischung aus Mist, Milch und Silage – je nachdem, was sie als Futter bekommen. Von den Zebus weht manchmal ein herb-staubiger Duft herüber, den ich sehr mag. Übrigens muhen sie auch ganz anders als andere Kühe, sie haben etwas sehr Wildes, Kräftiges in der Stimme, das sie zum Beispiel verlauten lassen, sobald sie spitz kriegen, dass wir ihnen ein neues Stück Weide stecken. Das geht manchmal los, sobald wir mit einem Zaunpfosten in der Hand herumlaufen, dann sind sie so aufgeregt, und oft rennen sie dann ganz wild mit hoch erhobenem Schwanz in ihrem neuen Stück Grün hin und her 🙂

Zebus

Seit geraumer Zeit kommt das Herbstgemüse aufs Feld, das dann später teilweise gelagert wird… Rote, gelbe, geringelte Bete und die lange Bete Forono, der Knollensellerie namens Diamant, der Weißkohl Dottenfelder Dauer und der Wirsing Smaragd. Kohl und Lauch werden mit der Scheiben-Pflanzmaschine in kleine Furchen gesetzt, die nach einiger Zeit zugeschüttet werden – das lässt die Pflanzen stabiler stehen und hat den tollen Nebeneffekt, dass aufkommendes Beikraut unterdrückt wird. Und wisst ihr, was bewirkt, dass der Lauch so schön weiß bleibt und nur oben grün wird? Er wird während seiner Zeit auf dem Feld 2-3mal gehäufelt, damit der Schaft sozusagen unterirdisch wächst.

Hofliebe-Demeter

Das erinnert mich an den Chicorée, der im Winter zum Treiben im Dunklen stehen muss, damit er so hell bleibt wie wir ihn kennen; da sollte man nicht vergessen, das Licht im Keller auszuschalten 😉 Hier wurde lang kein Chicorée angebaut, es ist sehr aufwändig, aber weil ich verschiedenes ausprobieren möchte, auch um zu lernen, gibt es dieses Jahr eine kleine Menge Chicorée; es ist ein roter Chicorée namens Robin, ich werde euch über seine Entwicklung berichten. Und noch etwas Spannendes gibt es dieses Jahr bei uns, nämlich einen Versuch in Möhren-Saatgutvermehrung. Die Möhre Gochsheimer Gelbe hat schon viele hübsche Blüten, die auch ganz wunderbar duften. Die ersten sind am Abblühen und bilden Samen. Die Gochsheimer Gelbe ist eine wirklich gelbe Rübe, so wie alle Möhren ursprünglich  im deutschsprachigen Raum gelb waren. Dafür ist das Lutein verantwortlich; das und andere sekundäre Pflanzenstoffe wirken entzündungshemmend. Das zeigen Forschungen an der Sorte, die jetzt wieder auf einigen Höfen angebaut wird.

Hofliebe-Demeter

Dieses Jahr ist das Wetter manchmal schon verrückt; sehr spät noch ein Kälteeinbruch – fast ein komplettes Beet Mangold ist geschossen, weil die Pflanzen „dachten“, dass jetzt ihr zweites Jahr angebrochen ist, in dem sie eben Blüten und dann Samen bilden -, in letzter Zeit eine Hitze wie im Hochsommer, dann Starkregen, Hagel… nach so einem Regen hacken wir, sobald es die Feuchtigkeit zulässt, alle Kulturen durch, damit die entstandene Kruste aufgebrochen wird. Das durchlüftet den Boden und lässt ihn neue Niederschläge besser aufnehmen. Bei einem unserer Partnerhöfe ging so starker Hagel nieder, dass der Salat wie gehäckselt aussah, wir haben dann mit einer spontanen Lieferung für seinen Marktstand ausgeholfen.

Louisgarde

Gemeinschaft und Austausch mit anderen Gärtnern ist uns wichtig, wir pflegen langjährige Kontakte und treffen uns regelmäßig in einer kleinen Gruppe, dann lesen wir zusammen im Landwirtschaftlichen Kurs von Rudolf Steiner, vertiefen Biologisches und bearbeiten die gerade aktuellen Themen auch kreativ und künstlerisch. Auch das macht die biodynamische Arbeit ganz stark für uns aus – der Austausch und die Zusammenarbeit mit anderen (Demeter-)Höfen und die Pflege des Geistigen, das all dem zugrunde liegt.

Unsere Waldorf-Praktikantin hat mir gesagt, dass sie hier die Pflanzen das erste Mal wirklich als Lebewesen wahrnimmt. Und auf mein Geständnis hin, dass ich ab und zu sogar mit ihnen spreche, mich bei ihnen bedanke, dafür dass sie wachsen und Früchte tragen… meinte sie, ja, sie hat das bei den Tomatenpflanzen gemacht, es kam einfach so aus ihr raus, völlig ungeplant 😉

Bis zum nächsten Mal, ihr Lieben. Lasst uns das Leben in allem jeden Tag bewusst wahrnehmen und achtsam mit all diesen kleinen und großen Wundern umgehen 🙂

Kategorien Allgemein Fräuleins Welt Hofliebe

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über

Melanie ist die große Schwester des Garten Fräuleins. Beide hat die Kindheit auf dem Land sehr geprägt. Mittlerweile lebt und arbeitet Melanie auf dem Demeterhof Louisgarde in Baden Württemberg. Ihren früheren Bürojob hat sie vor langer Zeit an den Nagel gehängt und damit ein neues naturverbundenes Leben begonnen.

2 Kommentare zu “Hofliebe – die neue Hofkolumne: Der Duft von Heu und Holunder

  1. Wieder ein toller Blogeintrag, du schreibst so schön, da fühlt man sich richtig reinversetzt, als wäre man dabei. Bin gespannt auf das Ergebnis mit dem Möhrensaatgut. Wir haben unseren regionalen Saatgutlieferanten (Keimzelle) mal besucht, das mit den Möhren ist schon jede Menge Arbeit. Diese Woche habe ich angefangen Saatgut zu puhlen, stundenlang 🙂 Ich finde es super, das ihr eurem Partnerhof mit Salaten ausgeholfen habt, würde eure Ernte mal ausfallen, steht ihr bestimmt nicht alleine da, sondern ihr bekommt ebenfalls Hilfe. Ich freue mich schon auf den letzten Sonntag im nächsten Monat. LG Oliver

  2. Melanie sagt:

    Hallo Oliver! Vielen Dank, das freut mich sehr, dass meine Einblicke in unser Tun so gut ankommen 🙂 Ja, ich bin auch schon gespannt, wie es weitergeht mit uns und den Möhren. Und auf unseren Gärtner-Partner ist wirklich Verlass, das stimmt; er stand schon für uns am Marktstand als uns im ausklingenden Winter eine heftige und schier nicht enden wollende Grippe gepackt hatte. Viel Freude beim Gärtnern wünsche ich dir, bis zum nächsten letzten Sonntag 🙂

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