Torffreie Erde für Gemüse – Vorteile und Herausforderungen

/enthält Werbung/ Biologisch und nachhaltig zu gärtnern hat nicht nur etwas mit dem Weglassen von Spritzmittel, Kunstdünger oder dem Anbau von samenfesten Sorten zu tun. Ganz stark hängt es mit der Auswahl der Erde zusammen. In vielen konventionellen Erden ist ein hoher Anteil an Torf verarbeitet, aber auch Bio-Erden können Torf enthalten. Die Verwendung von Torf ist keinesfalls nachhaltig. Warum wir in unseren Gärten, Balkonen und Hochbeeten auf torfhaltige Erden unbedingt verzichten sollten und welche Herausforderungen dies mit sich bringt möchte ich dir genauer erklären.

Statt Torf ist in meiner Hochbeet-Erde ein hoher Anteil an organischen Materialen wie Holzfasern und Kompost verarbeitet.

Torfhaltige Erden sind Klimakiller

Torf bildet sich in Mooren aus abgestorbenen Pflanzenteilen. Durch permanent hohe Wasserstände und fehlenden Sauerstoff wird das organische Material nicht abgebaut, sondern als Torf eingelagert. Der darin enthaltene Kohlenstoff wird in intakten Mooren langfristig eingelagert. Damit ist der Moorboden ein riesiger Kohlenstoffspeicher.  Moore bedecken zwar nur 3% der Erdoberfläche, aber speichern darin etwa doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Erde zusammen. Die Nutzung von torfhaltigen Erden ist damit ein absoluter Klimakiller.
Bis ein Meter Torf gewachsen ist vergehen bis zu 1.000 Jahre. Daher kann man keineswegs von einer nachwachsenden Ressource sprechen. 

Durch den Abbau und die Verwendung torfhaltiger Erden wird der gebundene Kohlenstoff als klimaschädliches Kohlendioxid wieder freigesetzt. Der Verzicht von Torf beim Gärtnern ist damit ein Beitrag zum Klimaschutz.

Auf dem Moorlehrpfand „Schützenberg“ im Thüringer Wald kann man die Faszination einer Moorlandschaft erleben.

Torfabbau und seine Geschichte

Um den Torf entnehmen zu können, werden in vielen anderen Gegenden der Erde noch Moorgebiete trockengelegt. Dadurch werden nicht nur die Kohlenstoffspeicher sondern auch einzigartige Lebensräume für Tiere und Pflanzen zerstört. In Deutschland sind über 90 % der Moore bereits trockengelegt und werden landwirtschaftlich genutzt. Hierzulande wird Torf nur auf bereits vorgenutzten Flächen abgebaut. Neue Abbaulizenzen werden hierzulande aus Umwelt- und Klimaschutzgründen so gut wie nicht mehr vergeben.

Die Urbarmachung von Mooren fing jedoch nicht erst mit dem Thema Blumenerde an. Vor Jahrhunderten wurden große Gebiete entwässert, um sie urbar und landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Nach dem zweiten Weltkrieg waren Moorfelder sehr begehrt, da Torf als Heizmaterial verwendet wurde. Heute werden in Deutschland noch in Niedersachsen trockengelegte Moore für die Gewinnung von Torf genutzt. Es gelten zwar sehr strenge Umweltauflagen und die Erdenindustrie arbeitet mittlerweile eng mit Umweltverbänden zusammen, aber es ändert dennoch nichts an der Tatsache, dass der Abbau von Torf und dessen Nutzung schädlich für unser Klima und unsere Umwelt ist. Noch dazu muss man wissen, dass ein Großteil des Torfs aus Russland und dem Baltikum kommt. Dort gelten bei weitem nicht so strenge Auflagen wie bei uns und der Raubbau für die Herstellung billiger Erden geht dort ungebremst weiter.

Die Anforderungen an Erden

Für unsere Gemüsepflanzen die in Hochbeeten, Kisten, Kübeln und Kästen wachsen muss die Erden ziemlich viel leisten. Hier nur einige wenige Anforderungen die das Substrat zuverlässig erfüllen muss: 

  • Die Erde muss das Wasser gut speichern und schnell aufsaugen können, nicht dass man gießt und am Ende alles aus dem Topf geschwemmt wird.
  • Trocknet die Erde mal aus sollte sie im Anschluss aber wieder saugfähig werden.
  • Die in der Erde enthaltenen Nährstoffe sollen Stück für Stück an die Pflanzen abgegeben werden und nicht alle auf einen Schlag.
  • Die Erde darf sich nicht zu stark bzw. zu schnell zersetzen und zusammensacken.  
Damit das Substrat im Topf stabil bleibt wird es aus vielen verschiedenen Materialen zusammengemischt und auf die jeweilige Pflanzengruppe abgestimmt.

Warum Torf in Erden verarbeitet wird

Nach wie vor ist Torf aus gärtnerischer Sicht ein idealer Ausgangsstoff für die verschiedensten Kultursubstrate. In Privatgärten nimmt der Anteil an torfhaltigen Erden glücklicherweise immer mehr ab, doch auch hier ist noch viel Luft nach oben.  Der Erwerbsgartenbau hat noch immer einen immens hohen Torfverbrauch und kommt bisher kaum ohne aus. Warum ist das so? Das liegt an den vielen guten Eigenschaften, die der Torf für die Zusammenstellung einer zuverlässigen Erde aufweist: 

  • Torf kann super gut Wasser aufnehmen und speichern.
  •  Torf ist sehr nährstoffarm was es den Erdherstellern leichter macht ihn als Ausgangsstoff für die unterschiedlichen Substrate mit Dünger und weiteren Zusatzstoffen wie Holzfasern und Kompost auf die verschiedenen Kulturen anzupassen.
  • Er ist frei von Verunreinigungen wie Unkrautsamen und auch Keime finden sich keine in ihm.
  • Torf hat ein sehr saures Milieu (pH-Wert 3,5-4,5). Man kann ihn aber vom pH-Wert gut beeinflussen, indem Kalk hinzugefügt wird. Damit wird es ein Leichtes denpH-Wert einer Erde einzustellen. Noch dazu bleibt er auch so. Blaubeeren mögen sauere Erde und brauchen zum Wachsen einen pH-Wert von circa vier. Unser Gemüsepflanzen dagegen bevorzugen einen pH-Wert von um die sechs.
  • Torf ist i.d.R. wesentlich preiswerter als die alternativen Rohstoffe.

Die ersten Schritte sind getan

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Torf in seinen Eigenschaften unglaublich zuverlässig ist. Mit dem richtigen Handling sind aber auch torffreie Erden zuverlässige Begleiter beim Gärtnern. Inzwischen können wir HobbygärtnerInnen auf ein großes Sortiment zurückgreifen. Für professionelle Gartenbaubetriebe ist das schon schwieriger – die Torfersatzstoffe sind zwar rein theoretisch in ausreichenden Mengen verfügbar – der Umstieg erfordert aber auch eine Anpassung der Kulturführung. Zudem sind torffreie Substrate wesentlich teuerer.

Es gibt inzwischen einige Gärtnereien die ihre Kulturen, wie zum Beispiel die „Mini-Petunien“, torffrei aufziehen. Es kommt dabei stark auf die einzelne Pflanzengattung an. Was bei Petunien gut klappt funktioniert noch lange nicht bei Tomaten. Jede einzelne Pflanzenart bedarf bei Verzicht auf Torf eine auf ihre Bedürfnisse angepasste Düngung und Bewässerung.

Aus den verfügbaren alternativen Ausgangsstoffen eine zuverlässige Erde herzustellen, die ähnliche Eigenschaften wie Torf aufweist, ist die große Herausforderung der Erdenindustrie. Mittlerweile wird viel geforscht und ausprobiert, um potenzielle Torfersatzstoffe zu finden, die eben genauso gute Eigenschaften haben. Dazu gehören Grünkompost, Rindenhumus, Holzfasern und verschiedene Kokosprodukte. Den Erden beigemischt werden auch Blähton oder Perlite – das sind die kleinen weißen Körnchen, die fast aussehen wie Styropor. 

Die Herausforderungen torffreier Erden

Ich kann den Torfabbau keinesfalls gutheißen und er ist alles andere als zeitgemäß. Es ist mir ein großes Anliegen, dir die Komplexität des Themas darzustellen. Torffreie Erden sind nicht mit torfhaltigen Substraten gleichzusetzen. Das liegt daran, dass die  torffreien Erden voller Bodenleben und einem hohen Anteil an organischem Material wie Kompost bestehen. Das ist toll, aber es bringt eben auch Herausforderungen mit sich:

  • man muss häufiger und regelmäßiger gießen, denn das Substrat ist nicht so wasserspeicherfähig ist.
  • torffreie Erde zersetzt sich wesentlich schneller. Es kann also gut möglich sein, dass du öfter im Jahr deine Gefäße nochmal mit etwas frischer Erde auffüllen musst. Auch die Hochbeete sinken etwas schneller ab. Da ist eine perfekte Schichtung also noch essentieller. 
  • Düngen ist bei Gemüsepflanzen grundsätzlich wichtig aber nun noch viel mehr! Durch den Verrottungsprozess wird der Erde Stickstoff entzogen den man durch regelmäßiges Düngen wieder zuführen muss. Selbst Mittelzehrer müssen oftmals häufiger gedüngt werden.
Damit das Gemüse den ganzen Sommer über gut wachsen kann ist regelmäßiges Düngen erforderlich. Ich verwende einen Bioflüssigdünger und Hornmehl für mein Gemüse.

Es sind genau diese Hintergrundinfos die einem erst dazu befähigen sich in eine Debatte einzubringen. Dadurch wird hoffentlich deutlich, wie komplex das Thema ist. Leider hängt der Erwerbsgartenbau aktuell noch stark vom Torf ab. Das muss sich durch kontinuierliche Forschung schnellstmöglich ändern. Doch wir können bereits jetzt auf unseren Balkonen, Terrassen und Gärten komplett auf torfhaltige Erden verzichten. Trotz manch neuen gärtnerischen Herausforderungen die diese Erden mit sich bringen sage ich laut „JA – her mit der torffreien Erde“. Wer darauf setzt betreibt Klimaschutz vom Allerfeinsten. In Deutschland hat sogar das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft eine große Aufklärungskampagne mit dem Titel “„Weniger Torf, Moor Schutz! Torffrei gärtnern ist Klimaschutz gestartet. Dort gibt es weitere super spannende Hintergrundinfos und Praxistipps.

Übrigens: Du erkennst torffreie Erde indem vorne auf der Packung deutlich „torffrei“ oder „ohne Torf“ zu sehen ist. Alleine die Bezeichnung “Bio” reicht leider nicht. Das sagt eher etwas darüber aus, welche Art von Dünger verarbeitet wurde.

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2 Kommentare zu “Torffreie Erde für Gemüse – Vorteile und Herausforderungen

  1. Petra sagt:

    Hallo Silvia,

    vielen Dank für deinen wirklich sehr informativen Beitrag zum Thema.

    Ich verwende seit Jahren nur noch torffreie Erden im Garten und für Balkonpflanzen und Gemüse. Dass es die
    von dir genannten „gärtnerischen Herausforderungen“ bei torffreier Erde gibt, kann ich bestätigen. Ich bin aber der Meinung, dass der Schutz der Moore, ihre Fähigkeit, enorme Mengen an Kohlenstoff zu speichern und der Schutz der einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt der Moore nur bedeuten kann: „Gärtnern nur mit torffreier Erde“.

    Ich schließe mich dir uneingeschränkt an: „JA, her mit der torffreien Erde“.

    Ich setze meinen selbstgezogenen (Bio)- Tomaten- und Paprikapflanzen auf dem Balkon seit Jahren nur in torffreie Tomaten- und Gemüseerde. Und ich verwende auch die alte Erde wieder. Ich durchsiebe sie,
    entferne die alten Wurzelreste, mische sie mit neuer Erde und „peppe“ sie mit etwas Urgesteinsmehl auf. Das funktioniert ziemlich gut. Natürlich ist die (gute) Ernte dann auch vom Wetter und der MItarbeit der Hummeln abhängig. Letztes Jahr war der Ergebnis richtig gut. Mal schauen, wie es dieses Jahr bei diesen doch sehr extremen Temperaturschwankungen wird. Die ersten Tomaten werden rot.

    Danke nochmals für diesen wirklich gelungenen Artikel. Ich hoffe, dass Viele ihn lesen und auf torffreie Erde umsteigen.

    Liebe Grüße
    Petra

  2. Sandra sagt:

    Danke für den tollen Artikel über torffreie Erde. Dank dieses tollen Artikels habe ich neues Know-how erworben. Ich wünsche http://www.garten-fraeulein.de weiterhin viel Erfolg!

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