Jedes Jahr auf´s Neue freue ich mich auf die Anzucht von eigenem Gemüse und Kräutern. Damit aus Samen kräftige Jungpflanzen sprießen gibt es ein paar Kleinigkeiten zu beachten. Hier bekommst du die wichtigsten Tipps für die erfolgreiche Anzucht.
1. Der richtige Zeitpunkt
Zeigt sich Mitte Februar die Frühlingssonne zum ersten Mal im Jahr, dann möchten wir am liebsten sofort mit der Anzucht von Gemüse und Kräutern beginnen. Es juckt in den Fingern und ein Zurückhalten scheint kaum mehr möglich. Noch ist es aber viel zu früh! Das Einzige, was du von Mitte bis Ende Februar vorziehen kannst sind Chilis, Paprika und Auberginen. Sie haben eine sehr lange Keimdauer und dürfen einen Monat vor allen anderen vorgezogen werden. Mit den restlichen Ansaaten von Tomaten, Zucchini oder auch Blumen solltest du dich unbedingt bis Mitte/Ende März gedulden. Diese Pflanzen können erst gegen Ende Mai (nach den Eisheiligen) auf den Balkon oder in den Garten gepflanzt werden. Stehen sie, durch eine sehr frühe Anzucht, über Monate in der Wohnung bekommt das den Setzlinge gar nicht gut. Sie werden lang, dünn und schlapp.
2. Anzuchterde verwenden
In der Anzuchterde (ich verwende die von Neudorff) finden sich keinerlei Rückstände von anderen Pflanzen, keine Mikroorganismen oder Pilzsporen. Sie ist nicht gedüngt und damit ideal für die zarten Wurzeln der Sämlinge. Sobald du die Anzuchterde in der Hand hast wirst du merken, wie schön locker und durchlässig sie ist. Auf Gartenerde oder Kompost solltest du besser nicht zurückgreifen. Die Verwendung von Anzuchterde erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Samen gut keimen und sich zu stattlichen Pflänzchen entwickeln.
3. Anzuchtgefäße
Im Laufe der Zeit habe ich die Erfahrung gemacht, dass es in flachen Schalen am besten klappt. Es lässt sich darin in praktischen Reihen aussäen. Ebenfalls gut geeignet sind Anzuchtplatten. Sie bieten den Samen genug Platz und gleichzeitig benötig man nicht so viel Anzuchterde. Ein weiterer Vorteil zu den gängigen Papiertöpfchen: die Erde trocknet nicht so rasch aus und auch mit Schimmel hat man weniger Probleme.
3. Konstante Feuchtigkeit
Ab dem Moment indem die Samen in der Anzuchterde liegen und angegossen wurde dürfen sie nicht mehr austrocknen. Sonst stoppt der Keimprozess. Zum Angießen ist eine Gießbrause eine große Hilfe. Durch den sanften Wasserstrahl schwemmt es dir die Samen nicht an die Oberfläche – alles bleibt an seinem Platz. Gebe ein Klarsichtfolie oder ein Zimmergewächshaus über die Anzuchtschalen. So sparst du dir häufiges gießen und deine Anzucht kann nicht austrocknen. Sobald die Pflanzen aus der Erde schauen darf die Folie abgenommen werden. Sollte sich zwischendurch Schimmel bilden ist das halb so wild. Damit er sich nicht weiter ausbreitet ab und an die Ansaat lüften und die Folie abnehmen.
4. Schildchen schreiben
Damit du den Überblick behältst und genau weißt, welches Gemüse in welchem Töpfchen steckt, ist es ratsam die Aussaat zu beschriften. Ich habe dafür einen Joghurtbecher zerschnitten und darauf das Aussaatdatum und die Sorten notiert. Du kannst aber auch Holz-Stäbchen kaufen und mit einem Bleistift (der hält am besten) die wichtigsten Infos darauf notieren.
5. Ein heller warmer Platz
Licht und Wärme sind essentiell für das Gedeihen der Samen. Leider hat man in der Wohnung oft zu viel Wärme und zu wenig Licht. Auf dem Fensterbrett ist es hell aber läuft darunter die Heizung ist es kein guter Ort für die Sämlinge. Es gilt nach einem Standort in der Wohnung zu suchen, der möglichst ideale Bedingungen mitbringt. Falls sich nur am Boden ein Platz findet (z.B. wenn du bodentiefe Fenster oder Balkontüren hast) kannst du die Schalen dort hinstellen. Auf einem umgedrehten Pappkarton stehen sie etwas erhöht und der Boden wird nicht nass. Alternativ kannst du auch mit Anzuchtlampen arbeiten.
6. Unbedingt pikieren
Nach rund 4 Wochen (je nach Sorte) sind die Samen zu kleinen Setzlingen herangewachsen. Damit sie zu kompakten stattlichen Jungpflanzen werden ist der Schritt des Pikierens (auch Vereinzeln genannt) ganz wichtig. Falls du die Samen bereits in einzelne Töpfe ausgesät hast muss das dennoch sein. Die Setzlinge wollen ab nun eine andere Erde. Die Anzuchterde bietet ihnen keine Nährstoffe, doch diese werden jetzt von den Setzlinge benötigt um groß und stark zu werden. Daher müssen sie in einen reichhaltige Bio-Gemüsepflanzenerde umgesetzt werden. Wie das Vereinzeln konkret vonstatten geht zeige ich dir in dem Beitrag.
7. Pflanzen abhärten
Ab Mitte/Ende April, wenn es die ersten sonnigen milden Tage gibt, werden die Jungpflanzen abgehärtet. An warmen Tagen dürfen sie ein wenig Frischluft genießen. Direkt in die Sonne sollte sie noch nicht, sondern an einen schattigen windgeschützen Ort. Nachts wieder reinholen. Das Abhärten ist wichtig, damit sich die Pflanzen an die Bedingungen im Freien gewöhnen (Sonne, Wind, Regen) und keinen Freilandschock bekommen. Härtet man die Pflanze nicht ab kann es passieren, dass sie beim Auspflanzen das Wachstum einstellen oder direkt eingehen.
Gegen Mitte Mai, wenn keine Nachtfröste mehr drohen dürfen deine selbstgezogenen Pflanzen ins Beet oder den Balkonkasten ausgepflanzt werden.
Hallo Silvia
Wer so einfühlsam, rücksichtsvoll und weitsichtig mit seinen Pflänzchen umgeht, der hat bestimmt nicht nur 2 grüne Daumen. Wie immer ist die Persönlichkeit und insbesondere der Charakter eines Menschen wichtiger als jeder Ablaufplan. Ich denke die Pflanzen merken sehr schnell, ob es jemand es gut mit ihnen meint, ihnen hilft und sich um sie kümmert. Und hier rede ich noch nicht von Kindererziehung. Wirklich schöner Beitrag!
Den Tipp, mir Schildchen zu kreieren, um bei all dem Gemüse den Überblick nicht zu verlieren, sollte ich unbedingt wahrnehmen. Denn auch mir ist es wichtig, neben all den Blumen auch eine große Auswahl an verschiedenen Kräutern und Gemüsesorten zu haben. Aus diesem Grund bin ich überaus glücklich darüber, dass die Möglichkeit auf professionellen Gartenservice besteht, sodass ich nicht befürchten muss, dass das Gemüse eventuell unter suboptimalen Bedingungen gedeiht.
Vielen Dank für den wertvollen Artikel, er inspiriert dieses Jahr bestimmt eigenen dicken Bohnen im Garten anzubauen! Ich werde auch mienen Garten Freunden bestimmt es weiterleiten. Noch haben wir die Zeit uns für die kommende Saison vorzubereiten und dies in unsere To-do Liste einzutragen.
Liebe Silvia ! Dein Gartenblog hat mich heute ganz besonders erfreut !
Der Grund : Da gibt es seit 3 Tagen Krieg in Europa und mit Deinen fürsorglichen Tipps lenkst Du uns empfindsame Gärtner geschickt ein wenig von der Tragödie ab. Das ist zwar ein blöder Spruch, ABER : Das Leben geht weiter !
Gestern habe ich mir in unserer guten Gärtnerei sechs Töpfchen mit bunten Hornveilchen gekauft, die jetzt vor meiner Balkontür stehen (nachts noch drinnen (minus 9°) und tags draußen, Ein erfreulicher Anblick !
Meine „Nägele“, wie die Bauernnelken bei uns heißen sind prächtig über den Winter gekommen und bevölkern z.Z. noch das Hochbeet. Da werde ich wieder einige Freunde damit beglücken.
Anfang dieser Woche gab es in unserer Stadtbücherei einen Tisch mit Samentütchen, die ein alternativer Verein gestiftet hat. Nun habe ich den Auftrag neben Ringelblumen und Sonnenhüten auch noch Mangold und Honigtomaten auszusäen. Wenn es nächste Woche schön wird, werde ich immer fleißig in Balkonien arbeiten und schaun, wo ich diese Pflanzen mal platziere. Hatte ich SO gar nicht vorgehabt. Aber jetzt: ran an die Samen !
Nochmal herzlichen Dank für Deinen schönen Blog ! auch die 3 Kommentare danach waren so erfrischend positiv.
Alles Liebe und gute Gedanken in die Ukraine. In meinem kopf gibt es fast nichts anderes im Moment. Unsere Familie kam auch aus dem Osten Europas.
Herzlich Grüße von Deiner alten Sibylle
Hallo Silvia, hast Du einen Tipp welche Heizmatte ?
Hallo Siliva, danke für den Beitrag.
Ich verwende die tannengrüne Gießbrause, die du oben empfiehlst (schon die zweite, warum folgt…) und habe ein Problem damit:
In der Gießbrause scheint sich innen das Material abzulösen, was dazu führt, dass die feinen Poren von innen verstopfen. 2020 habe ich die Brause in deinem Shop bestellt und gedacht, ich hätte vielleicht ein Exemplar mit einem Materialfehler erwischt, passiert ja manchmal. Dann habe ich letztes Jahr die gleiche Brause neu im Baumarkt gekauft und leider ist es mir der das gleiche.
Weißt du, was hier das Problem ist? Abgesehen davon, dass die Handhabung so echt kaum möglich ist, weil man super fest drücken muss, damit überhaupt Wasser rauskommt, finde ich es auch irgendwie unappetitlich, die Rückstände der Brause in meine gerade heranwachsenden, schönen Kräuter zu gießen, die ich ja irgendwann essen möchte.
Würde mich über eine Rückmeldung sehr freuen, viele Grüße aus Würzburg
Jana
Hallo liebe Jana,
oh je, das ist ja wirklich doof. Ich habe die Brause schon seit Jahren und keinerlei Probleme damit. Bist du ganz sicher, dass sich das Material ablöst? Was ich nämlich manchmal habe ist, dass Kalk in dem Brausekopf steckt. Das kommt einfach durch das sehr kalkhaltige Wasser. Ich steche die Löcher dann mit einer dünnen Nadel wieder frei.
Danke liebe Sibylle! Es freut mich sehr, dass ich in diesen Zeiten etwas Positives beitragen kann 🙂
Mich freut es wiederum sehr von dir zu hören und wie umtriebig du bist.
Ich habe auch schon die ersten Arbeiten vollbracht und freu mich über jeden Sonnenstrahl – das tut so unglaublich gut